Beteiligte Funkamateure

DK5PZ

RHS Hans-Dieter-Traxel (DK5PZ),
Initiator und Rufzeichenverantwortlicher
Betriebsarten: SSB-CW-FM

DL1WH

ROS Volker Schnitzius (DL1WH),
Initiator
Betriebsarten: SSB-CW-FM

DL7WR

ROS René Weland (DL7WR)
Betriebsarten: FM-RTTY-SSTV

DL2RPS

HF Klaus-Peter-Segieth (DL2RPS)
Betriebsarten: SSB-CW-FM

DK1PU

Ulrich Mewes (DK1PU),
ehem. VFA der Bundeswehr
Betriebsarten: BPSK31-FM-RTTY

DK1WV

OF Joachim Mattes (DK1WV)
Betriebsarten: SSB-CW

DK9WE

OF Timo Schwarz (DK9WE)
Betriebsarten: CW

DC2CW

RSA Jörg Rißmann (DC2CW)
Betriebsarten: SSB-CW

DH1LAO

RHS Volker Willert (DH1LAO)
Betriebsarten: SSB-FM

DL4ZZ

HF Bert Kiencke (DL4ZZ)
Betriebsarten: SSB-CW

DH1BUZ

HF Holger Zierenberg (DH1BUZ)
Betriebsarten: SSB-CW-FM

DH2UHF

OF d.R. Robby Pöschk (DH2UHF)
Betriebsart: SSB

Logo

 

Clubstation DR5ØBUND

QSL-Karte DR50BUND
Federführend wurde die Aktion durch Mitglieder der Amateurfunkgruppe der Bundeswehr am Standort Daun (AfuGrpBWStO Daun) - als älteste und aktivste Betreuungseinrichtung dieser Art innerhalb der Bundeswehr - seit dem 09.Juni 2005 kontinuierlich durchgeführt und am 31. Mai 2006 zum Abschluss gebracht.

Als wir uns seinerzeit überlegten, aktiv an dem für die Bundeswehr so wichtigen Ereignis teilzunehmen, hatten wir schon Bedenken und Zweifel, ob dies von Erfolg gekrönt sein würde. Schließlich betraten wir in zweierlei Hinsicht so gut wie Neuland.

Erstens ist der Amateurfunk innerhalb der Bundeswehr immer noch stark reglementiert. Es gibt zwar eine offizielle Lesart, wie der Amateurfunk zu gestalten ist (VMBl 1999, Seite 212: Richtlinie für die Ausübung des Amateurfunks durch Bundeswehrangehörige), der Wortlaut dieser Vorschrift stammt jedoch noch größtenteils aus den beiden Vorgänger-Erlassen der Jahre 1969 und 1984, der zu dieser Zeit mit Sicherheit seine Berechtigung hatte.

Die Bundeswehr erkennt zwar richtigerweise, dass Funkamateure im Sinne des Gesetzes über den Amateurfunk (Amateurfunkgesetz - AfuG 1997) über Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, die für sie von großem Nutzen sein können. Zudem weist das Blatt darauf hin, dass die Aufgeschlossenheit der Funkamateure gegenüber dem Fernmeldewesen und der Elektronik Beachtung und Unterstützung finden soll. Anderseits gilt aber immer noch die Vorgabe, dass aus den QSL-Karten (Funkbestätigungskarten) und der Rufzeichenliste der Amateurfunkstellen der Bundesrepublik Deutschland, die Zugehörigkeit der Funkstelle zur Bundeswehr nicht hervorgehen darf. Als Anschrift darf nur die Privatadresse oder nur die Straße und Hausnummer der Anlage oder Einrichtung der Bundeswehr angegeben werden.

Dies schließt selbstverständlich dann auch die Preisgabe der Identität der Funkstelle während der Funkverbindung als Funkstelle mit Bezug zur Bundeswehr ein. Man fragt sich, welchen Sinn dies noch in der heutigen Zeit der allgemeinen Entspannung und weltweiten Vernetzung hat?! Andere Streitkräfte fremder Länder machen es uns da vor: man erkennt militärische Funkstellen im Amateurfunkdienst zum Teil schon am Rufzeichen, spätestens aber am Gesprächsinhalt oder an der Gestaltung der QSL-Karte. Wichtig: selbstverständlich werden die Vorschriften zur Wahrung der militärischen Sicherheit eingehalten!

Da jedoch schon in jüngerer Vergangenheit zu bestimmten Anlässen der Bundeswehr auch im Amateurfunk darauf hingewiesen wurde (z.B. das Ereignis "100 Jahre Fernmeldetruppe" oder "40 Jahre Fliegerhorst Erding"), sahen wir das als nicht so "großes Problem" an und gingen mit unseren Überlegungen voran.

Zweitens wollten wir natürlich mit einer besonderen, bis dato noch nie da gewesenen Rufzeichengestaltung, auf das Ereignis aufmerksam machen. Dies war jedoch nicht einfach. Bis zum 31. Mai 2005 galt in der Bundesrepublik Deutschland zur Vergabe von Rufzeichen folgendes:

Das Rufzeichen beginnt mit dem so genannten Prefix, der nach Zuteilung durch die Internationale Telegrafen Union (ITU), einer Unterorganisation der Vereinten Nationen (UN) für die Bundesrepublik Deutschland "DA - DR" ist. Das heißt, alle Rufzeichen beginnen mit der Kombination DA, DB, DC... usw. bis einschließlich DR. Die nationale Fernmeldebehörde - die Bundesnetzagentur (ehem. Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post - RegTP) - hat nun die Aufgabe, diesen Rufzeichenblock innerhalb Deutschlands so aufzuteilen, dass alle Funkdienste ihre Rufzeichen einmalig und unverwechselbar bilden können. Das bedeutete für den Amateurfunkdienst in Deutschland, dass sie Rufzeichen von DA bis DQ nutzen konnte. Nach langen Verhandlungen haben wir, dem Anlass entsprechend und angemessen, ein Rufzeichen mit einem DR-Prefix zugeteilt bekommen - das erste ihrer Art im deutschen Amateurfunkdienst. Des weiteren durfte ein Rufzeichen nach dem Prefix nur eine Ziffer besitzen und anschließend noch maximal drei nachfolgende Buchstaben, den so genannten Suffix. Auch hier kam uns eine Änderung der Vergabeweise von Rufzeichen der Fernmeldebehörde zugute, und somit hatten wir das erste offizielle Rufzeichen in Deutschland mit zwei Ziffern und mehr als drei nachfolgenden Buchstaben - DR5ØBUND.

So ausgestattet, gingen wir am 09. Juni 2005 um 1632 Uhr auf Sendung. Die beiden Organisatoren Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) und Volker Schnitzius (DL1WH) nahmen auf 7073 kHz den Funkbetrieb im Sprechfunk - Einseitenbandbetrieb auf. Schon während des Gespräches vernahm man, dass sich einige Funkamateure im Frequenz-Hintergrund versammelten und wohl gespannt lauschten, was sich historisch gesehen in diesem Moment auf der Frequenz ereignete. Die offiziell erste Funkverbindung aus Deutschland mit einem DR-Rufzeichen! Nachdem diese beendet war, riefen uns sehr viele Funkstationen an. Schon in den ersten Minuten zeigte sich, dass die Aktion eine Außergewöhnliche im deutschen Amateurfunkdienst werden wird. Bereits nach einer knappen Viertelstunde meldete sich eine Amateurfunkgruppe der Bundeswehr aus dem norddeutschen Raum per Packet-Radio-Netz und fragte an, wann sie mal das Rufzeichen nutzen könnten ... wie diese Gruppe so schnell "Wind davon bekommen" hat, ist bis heute ein Rätsel ... Anfänglich hatten wir natürlich Reaktionen von "Unglaublich, dass es so was gibt!" bis hin zu "Rufzeichen-Piraten" oder "Illegale Operation". Doch schon innerhalb der ersten Stunden Funkbetrieb ging dank weltweiter Vernetzung die Nachricht wie ein Lauffeuer um den Erdball: "Deutschland funkt unter DR - Anlass ist 50 Jahre Bundeswehr!" Am gleichen Abend fand man im Internet in den diversen Suchmaschinen schon die ersten Fundstellen zum Thema. Dennoch wurde die Bundesnetzagentur in den folgenden Tagen mit sehr vielen Anrufen konfrontiert. Eine große Anzahl von Deutschen konnte nicht glauben, dass diese Funkaktion legal sei. Die Mitarbeiter der Behörde hatten alle Hände voll zu tun, die zu Recht zweifelnden und ungläubigen Mitbürger zu beruhigen.

Die nächsten Tage waren von hunderten von Funkverbindungen geprägt. Jeder wollte so schnell wie möglich eine Funkverbindung zu unserer Sonderstation aufbauen. "Man weiß ja nie, wie lange die noch funken ..." war oft auf den Wellenbereichen zu hören. Innerhalb der ersten zwei Wochen erreichten uns aus aller Welt sehr viele Anfragen per Email und Telefon, ob nicht eine verabredete Funkverbindung zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Station möglich wäre. Leider konnten wir dem in der ersten Zeit nicht nachkommen. Es wäre allen anderen gegenüber unfair gewesen und somit verwiesen wir immer darauf, auf allen Frequenzen so viel wie möglich Funkbetrieb zu machen, um somit der großen Nachfrage gerecht zu werden.

Dies setzten wir in den folgenden Wochen und Monaten um. Größtenteils nutzen wir dazu unsere Freizeit: im "Schichtfrei" genauso wie in den späten Abend- und Nachtstunden oder am Wochenende. Der Funkraum in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun war fast immer besetzt. Somit konnten wir das Ereignis "50 Jahre Bundeswehr" in vielen Funkkontakten mit in- und ausländischen Funkamateuren vertreten. Die anfängliche Skepsis, zu diesem Thema negative Reaktionen zu erhalten, wich schnell der Begeisterung dafür und schlussendlich gab es wissentlich keine unschöne Äußerung. Alle Kommentare waren überaus positiv, freundlich gestimmt und mit unzähligen Glückwünschen für die Bundeswehr verbunden. Schon zu diesem Zeitpunkt erreichten uns täglich Briefe mit Funkbestätigungskarten aus aller Welt. Ob aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Brasilien, Südafrika, Australien, Russland oder Japan - aus allen Kontinenten kam Post und der Briefträger wunderte sich von Tag zu Tag ein Stück mehr.

Ich denke, dass man gerade aus der Sicht von einem vollen Erfolg sprechen kann!

Auf Grund der riesigen Begeisterung und der unerwartet hohen "Nachfrage" auf unsere Funkstation, der wir aus zeitlichen Gründen leider nicht immer gerecht werden konnten (man kann ja schließlich nicht in die "Funkbude" einziehen ...), kamen wir dann zur Überzeugung, über das offizielle Ende der Feierlichkeiten am 12. November hinaus die Station weiter zu betreiben, um so hoffentlich noch sehr vielen Funkamateuren dieser Welt die Gelegenheit zu geben, einen Funkkontakt zu erhalten. Von der rechtlichen Seite betrachtet, z.B. der Erlaubnis zur Nutzung des Sonderrufzeichens, war dies ohne weitere Probleme möglich; die Zuteilung seitens der Behörde erfolgte für einen Zeitraum von einem Jahr.

Des weiteren sollten die Teilstreitkräfte "Deutsche Luftwaffe" und "Deutsche Marine" in das Projekt mit einbezogen werden. Somit wurde DR5ØBUND aus der General-Steinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow und von der ehemaligen Marinefernmeldeschule in Flensburg-Mürwik (jetzt: Schule Strategische Aufklärung), für mehrere Wochen aktiv.

Das hatte auch den Vorteil, dass auf den regionalen Frequenzen in Nord- und Ostdeutschland das Rufzeichen stark vertreten war. Aber auch in der Eifel wurden zu verschiedenen Anlässen, u.a. "40 Jahre Standort Daun" in der Heinrich-Hertz-Kaserne oder den Rheinland-Pfalz-Aktivitätsabenden auf den UKW-Bändern, spezielle Stationen für den jeweiligen Event extra aufgebaut und mit großen Erfolg betrieben.

In den letzten Wochen vor der endgültigen Schließung der Station wurde noch einmal in den diversen Publikationen innerhalb der weltweiten Amateurfunk-Szene darauf aufmerksam gemacht. Speziell in dieser Zeit waren wir noch einmal aus zwei Standorten gleichzeitig verstärkt "in der Luft" und verhalfen so noch vielen Funkamateuren zu einem Kontakt. Der Showdown fand dann am 31. Mai 2006 statt. Mit vier Stationen gleichzeitig auf allen Kurzwellen-Bändern machten wir deutschland-, europa- und weltweit ein letztes Mal auf das Ereignis "50 Jahre Bundeswehr" aufmerksam. Bis zur letzten Minute erhielten wir noch viele Anrufe. Trotzdem ließen es sich die Organisatoren Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) und Volker Schnitzius (DL1WH) nicht nehmen, die letzte offizielle Funkverbindung auf 3705 kHz durchzuführen. Um Punkt 23:59:59 wurde zum letzten Mal das Rufzeichen DELTA-ROMEO-Fünfzig-BRAVO-UNIFORM-NOVEMBER-DELTA in den Äther gesprochen - danach stellte diese Station für immer den Funkbetrieb ein.

Die Funkverbindungen fanden in der klassischen Morsetelegrafie, in Sprech- und Schreibfunk sowie in den modernsten digitalen Bild- und Datenübertragungsverfahren statt.

Im Einzelnen: Sprechfunk: SSB,FM Morsetelegrafie: CW Digitale Modes: SSTV,RTTY,BPSK31

Wir aktivierten fast alle, international zugewiesenen Amateurfunkfrequenzen. Die Kurzwelle (HF; 1,6-29,7 MHz) zum weltweiten Funkverkehr genauso wie die Ultrakurzwellenbereiche (UHF, 144-146 MHz sowie VHF, 430-440 MHz) für den Regional- und Deutschland- bzw. Europaverkehr.

Alle Verbindungen wurden elektronisch in einem Logbuch erfasst, sodass die Auswertung der Aktion relativ einfach durchzuführen war. Mit einem Knopfdruck können wir nun heute feststellen: Etwa. 25.000 Funkverbindungen mit über 150 Ländern und Staaten dieser Erde sind belegt! Das heißt: ca. 25.000 mal wurde das Ereignis "50 Jahre Bundeswehr" drahtlos in die Welt getragen. Die Anzahl der "stillen Zuhörer", der so genannten Shortwave-Listener's (SWL's) übersteigt diese noch um ein Vielfaches.

Dabei wurden 58,76 % der Funkverbindungen in der klassischen Morsetelegrafie durchgeführt. Es ist immer noch die einzige Möglichkeit, ohne große Fremdsprachenkenntnisse weltweite Kommunikation auszuüben. Sprechfunkbetrieb erfolgte nahezu exakt zu einem Drittel (33,35 %), vorwiegend in deutscher und englischer Sprache. Die digitalen Betriebsarten waren jedoch mit 7,89 % keineswegs unterrepräsentiert, sodass sich viele Funkamateure über einen kurzen Text oder ein Foto von der BW freuen konnten.

Uns ist natürlich bewusst, dass es sich hierbei "nur" um einen kurzen Funkkontakt handelte. Auf Grund der positiven Rückmeldungen (uns erreichen heute noch fast jeden Tag Briefe mit QSL-Karten aus der ganzen Welt) glauben wir jedoch, mit ein Stück dazu beigetragen zu haben, dass dieses Jubiläum national, aber auch international publik gemacht wurde. Ein für uns toller Erfolg, denn nochmals: fast alle Aktivitäten fanden in der Freizeit der jeweiligen Radio-Operator's statt.

Was bleibt, sind schöne Erinnerungen an die Zeit der Aktivitäten. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und wir denken, vielen Menschen mit einem kurzen Funkkontakt eine Freude bereitet zu haben.

Es sind noch viele Nacharbeiten zu verrichten. Unter anderem werden wir jeden Funkkontakt mit der Sonderstation, der uns bestätigt wird, ebenfalls mit einer QSL-Karte beantworten.

Leider ist die finanzielle Durchführbarkeit dieses Vorhabens zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesichert. Wir haben nicht mit so vielen Funkkontakten gerechnet. Die anfänglich kalkulierten 10.000 Verbindungen wurden auf Grund der enormen Nachfrage ja nun bei weitem überschritten. Auch der Eingang von Empfangsberichten von Kurzwellenhörern aus aller Welt ist riesig. Sollten wir innerhalb der Bundeswehr keine Möglichkeit zur Herstellung der Bestätigungskarten finden, müssen wir wohl auf kommerzielle Angebote zurückgreifen, und die Kosten dafür aus eigenen Mitteln bestreiten.




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