QSL - Kollektion

QSL-Karte QSL-Karte QSL-Karte QSL-Karte QSL-Karte
Sonder-QSL im A4 Format

Clubstation DLØDAU

QSL-Karte DL0DAU

DLØDAU - MS Rudolf Diesel


Zum ersten Mal wurde das Rufzeichen DLØDAU 1981 auf Antrag des Ortsverbandes Vulkaneifel (K34) von der damaligen Deutschen Bundespost ausgegeben. Im Rahmen einer Festwoche zur 1250-Jahrfeier der Stadt Daun fand eine Info-Ausstellung im ehemaligen Feuerwehrhaus der Stadt Daun gegenüber dem Marktplatz statt. Dort präsentierten sich die Hilfs- und Rettungsdienste mit ihren Leistungen der Öffentlichkeit. Dies war eine gute Gelegenheit für den Ortsverband, das Thema Amateurfunk begleitend darzustellen. Die Genehmigungsurkunde für DLØDAU war seinerzeit auf den Stationsverantwortlichen Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) für einen Monat, vom 01.09.-30.09.1981, auf die Adresse „Leopoldstrasse 11 - 5568 Daun 1 - Zelt“ ausgestellt. Lebhafter Funkbetrieb fand jedoch nur vom 25.09. bis 27.09.1981 unter dem Sonder-DOK ARS statt. Die Kosten für die Genehmigung beliefen sich damals auf 3,- DM, ein für heutige Verhältnisse „unvorstellbar“ geringer Betrag.
Nach der Veranstaltung "ruhte" das Rufzeichen über sechs Jahre bei der Genehmigungsbehörde.

 

Amateurfunk an Bord eines ehemaligen Minensuchbootes der Bundesmarine


Ein vom Salzwasser des Atlantik, der Nord - und Ostsee verwöhntes, ehemaliges deutsches Minensuchboot, erlebte nach seiner Außerdienststellung Anfang der 80er Jahre, von Oktober 1987 bis Februar 2002 im Schutzhafen von Senheim an der Mittelmosel, eine ungewöhnliche Renaissance.

Der Hafen, umringt von nahen Weinbergen und unmittelbar vor dem romantischen Weinort Senheim gelegen, war der vorerst letzte Liegeplatz des mit 42 Meter Länge, 7,50 Meter Breite und 2,40 Meter Tiefgang - überwiegend aus Holz gebauten - Schiffs in der typisch grauen Farbe der deutschen Bundesmarine.

Wie und warum kam es dazu?

Im gesamten Bundesgebiet gibt es sogenannte "Marinekameradschaften", so auch in Daun in der Vulkaneifel. Dies sind Zusammenschlüsse von aktiven und ehemaligen Marinesoldaten, Angehörigen der Handelsmarine sowie ähnliche Marinevertreter, deren Zielsetzungen die Wahrung alter Marinetraditionen sind. Irgendwann im Sommer 1987 erfuhr Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) im Gespräch mit seinem Kollegen Norbert Bergelt (seinerzeit Vorsitzender der Marinekameradschaft Daun) von dessen "wahnwitzigen" Vorhaben, ein aus dem aktiven Dienst ausgemustertes Minensuchboot an die Mosel zu überführen. Die Marinekameradschaft Daun wollte dieses Boot als "Heimschiff" zur Zentralisierung ihrer Aktivitäten nutzen.

Hintergründig nachgefragt und wissend, dass ausgemusterte Schiffe nicht mehr "funkausrüstungspflichtig" sind, wurde die Funkunterstützung während der Überfahrt durch Funkamateure aus dem Raum Daun angeboten. Diese sollte mit eigener Motorkraft vom Marinestützpunkt Wilhelmshaven aus, über die Nordseeküste nach Rotterdam, den Rhein und die Mosel hoch, bis nach Senheim durchgeführt werden. Wie sich später herausstellte, sollte dies eine mehr als hilfreiche Geste sein ...

Der Nebeneffekt: eine ungewöhnliche Amateurfunkexpedition wurde mit in die Planung aufgenommen und sollte als eine der außergewöhnlichsten Amateurfunkaktivitäten im deutschsprachigen Raum in die Geschichte des deutschen Amateurfunkwesens eingehen.

Nach umfangreichen Vorbereitungen traf Anfang Oktober 1987 die Amateurfunkcrew mit Hans-Dieter Traxel (DK5PZ) und Werner Rau (DF6WR) in Wilhelmshaven ein, um den Funkraum des Minensuchbootes MS "Rudolf Diesel" einzurichten. Über 100 kg Material wurden bereits voraus geschickt und waren bei Eintreffen der beiden Funkamateure vor Ort. Neben zwei Kurzwellentransceivern für den Telegraphie- und Einseitenbandsprech- und Funkfernschreibbetrieb, wurde auch eine komplette rechnergestützte Schmalbandfernsehanlage zur Übermittlung von Bildnachrichten aufgebaut. Zwei UKW-Sprechfunkanlagen für den küsten- und binnenfahrtstreckennahen Funkverkehr, sowie diverse Drahtantennen- und Drehrichtstrahler durften gleichfalls nicht fehlen. Zwischenzeitlich wurde von der Besatzung das Minensuchboot seetauglich gemacht. Schiffsaufbauten mussten an Oberdeck teilweise abgebaut werden. Der Hauptmast wurde aufwendig durchschnitten und am Hafenkran hängend über ein Kippgelenk umgelegt. Anders wäre eine Fahrt auf den Binnengewässern bereits an der ersten Brücke zu Ende gewesen.

Der 25 Jahre lang die "Rudolf Diesel" kommandierende Kapitän Kowalski sowie zwei ehemalige Maschinisten waren angeheuert. Die restliche 10-köpfige Besatzung, vom "Schiffsjungen" über den "Smut" bis hin zum "Steuermann", stellte die Marinekameradschaft aus dem eigenen Mitgliederbestand. Lediglich die lotsenpflichtige Einfahrt in den Rotterdamer Hafenbereich sowie die Binnenfahrt über Rhein und Mosel sollte durch weiter angeheuerte, damalige Binnenkapitäne des Kabinen-Kreuzfahrtschiffes "Deutschland" durchgeführt werden. Diese Rolle endete jedoch jäh, bevor sie angefangen hatte. Man musste sich von den beiden Herren bereits vor Ort wegen nachträglich geforderter, überhöhter Heuerzuschläge auf "traditionelle Weise" trennen. Was tun ohne Lotsen? An ein Ablegen ohne diese war nicht zu denken, ein Lösung war jedoch nicht in Sicht. Die Funkamateure an Bord konnten jedoch helfen.

Es gibt kaum eine Berufsgruppe, die im Amateurfunk nicht vertreten ist. So auch der Verein "Marinefunker-Runde e.V.", ein Zusammenschluss aktiver und ehemaliger Marine- und Berufsfunker. Diese Gruppierung war zu dieser Zeit mit einem Ausstellungsstand auf der internationalen Messe "Boot 87" in Düsseldorf vertreten. Ein Telefonanruf genügte, und kurze Zeit später konnten wir unser Lotsenproblem schildern. Nur wenige Stunden später wurde von einem einflussreichen Funkamateur und Mitglied des niederländischen Schwesterverbandes der Marinefunker "MARAC", eine vorerst akzeptable Lösung in Hinsicht einer Ersatzgestellung angeboten, Das Ablegen und die Überführung des 1943 in den USA erbauten, später an die britische Royal Navy verkauften und 1960 von der deutschen Bundesmarine übernommen, ehemaligen Sperrwaffenversuchsbootes, war somit gesichert.

Vier erlebnisreiche Tage voller Überraschungen, Höhe und Tiefen (auf die an dieser Stelle wegen Platzmangel unmöglich eingegangen werden kann), standen Besatzung und Amateurfunkcrew bevor.

Der Einsatz eines besonderen Rufzeichens, wie es zur heutigen Zeit problemlos zu beantragen wäre, war durch die damalige Gesetzeslage nicht möglich. Jedoch kam uns ein glücklicher Umstand zu Hilfe.

In dem Jahr beging man das Jubiläum "60 Jahre Amateurfunk in Deutschland" und die Fernmeldeverwaltung der Bundesrepublik Deutschland genehmigte allen Funkamateuren, an das persönliche Rufzeichen eine "6Ø" anzuhängen. So war das zum Einsatz kommende Rufzeichen in deutschen Hoheitsgewässern "DK5PZ/6Ø/m" und in den Niederländischen "PA/DK5PZ/6Ø/mm". Damit wurde ein neuer Rekord aufgestellt - die längste jemals eingesetzte Rufzeichenkombination einer deutschen Amateurfunkstelle.

Die Überfahrt auf Höhe der deutschen Küste in der Nacht war bei Windstärke 8 recht "kappelig". Die Sitzposition auf dem nicht am Boden verankerten Rollstuhl im Funkraum war nur durch Abnehmen der Rollen einigermaßen stabil. Der "2. Mann" (DF6WR) fiel leider wegen akut auftretender Seekrankheit aus und war selbst in seiner Koje unter Deck kaum noch ansprechbar. Die komplette Funkanlage wurde rechtzeitig mit Verzurrmaterial und Klebebändern am Tisch vorm Herunterfallen gesichert, somit konnte der Funkbetrieb unaufhaltsam bis in die frühen Morgenstunden durchgeführt werden.

In Rotterdam erhielten wir durch Siegfried Schüller (DF9WB) weitere personelle Verstärkung. Frisch und munter bewältigte er auf den Binnengewässern die zunehmend umfangreicheren UKW-Verbindungen.

Zusammenfassend sei jedoch erwähnt, dass diese Expedition unter dem Motto "Amateurfunk auf Nordsee, Rhein und Mosel" in jeder Hinsicht ein voller Erfolg war. Von Anfang an waren wir auf allen verfügbaren Amateurfunk-Frequenzbändern weltweit vertreten und konnten somit ständig die rege interessierte "Amateurfunkgemeinde" über den aktuellen Ablauf der Expedition in Wort, Schrift und Bild auf dem Laufenden halten.

Äußerst überrascht waren wir über die vielen Funkamateure, die es sich nicht haben nehmen lassen, persönlich anzureisen und die Vorbeifahrten live vom Rhein- und Moselufer aus zu erleben. Der am weitest angereiste Funkamateur kam sogar aus Berlin an den Rhein. Die Düsseldorfer Wasserschutzpolizei hat uns bis Köln eskortiert und eine Fotoserie von Bord ihres Schnellbootes aus ermöglicht. Bonner und Siegener Funkamateure haben uns von der Konrad-Adenauer-Brücke in Köln über ein Seil Zwetschenkuchen bei voller Fahrt ans Oberdeck abgelassen. Im Kölner Raum wurde unter Hilfestellung von Funkamateuren verzugslos Treibstoff gebunkert. Über Amateurfunkverbindungen wurden die Wasserpegelstände zwischen den Schleusenanlagen der Mosel an die überhohen Schiffaufbauten angepasst, um die Durchfahrten unter den Moselbrücken zu ermöglichen.

Der größte Teil der Funkamateure des Deutschen Amateur-Radio-Club - OV K34 - war während der Moselauffahrt ab Koblenz auf der schwierigen Strecke postiert, um die Schleusenanlagen zu besetzen und die Fahrt, auch von Brücken und Ufern aus, in Film und Bild zu dokumentieren. Das eine Kollision mit der Moselbrücke Treis-Karden nur durch "Millimeterarbeit" des Lotsen und der Funkunterstützung direkt unter der Brücke verhindert werden konnte, sei nur nebenbei erwähnt. Solch ein ungewöhnlich "dickes" Schiff, dessen Schub mit 2x 500 PS angetriebenen Schiffsschrauben der Mosel ca. einen Meter Wasser unter dem Rumpf entzog, forderte unter den Anwohnern und Zeltplatzbewohnern "Begeisterungswellen" heraus.

Der große Empfang fand dann beim Einlaufen in den Hafen von Senheim statt. Die einheimische Bevölkerung, darunter viele Lokalgrößen und eine Musikkapelle, sorgten für ein kleines Volksfest. Selbst der lokale "Weingott Bacchus" brachte Segenswünsche für die MS Rudolf Diesel an ihrem zukünftigen Heimathafen mit ein.

In den vielen Jahren danach - nun mit neuem Funkrufzeichen DLØDAU ausgestattet - entwickelte sich die MS Rudolf Diesel zu einem Amateurfunk-Kultobjekt. Grosse Unterstützung erhielten wir durch die deutsche "Marinefunker-Runde e.V.", die dem Schiff einen besonderen Status als Marine-Clubstation mit der MF-Nr.: 450 verlieh (seit dem 01.01.1994 mit Sonder-DOK: MF), und diese somit in die Riege von weltweit anerkannten Museumsschiffen mit maritimem Amateurfunkcharakter aufnahm. Die Amateurfunkcrew wurde personell im Laufe der Zeit verstärkt und so oft es nur möglich war, hallte auf allen Kurzwellenfrequenzen der Ruf: "CQ hier ist DLØDAU - MS Rudolf Diesel". Zahlreiche "Tage der offenen Tür" der Marinekameradschaft, Aktivitätstage der Marinefunker- Runde, weltweite Conteste und alle nur erdenklichen Veranstaltungen an Bord, wurden mit Unterstützung der Funkamateure zu bleibenden Erinnerungen. Nicht selten konnten wir auch ausländische Besucher an Bord begrüßen. Der weitest angereiste Gast war ein amerikanischer Funkamateur und Marinebegeisterter, der es sich nicht nehmen ließ, während seiner Tour durch Europa auch einen Besuch an Bord der Rudolf Diesel einzuplanen.

An dieser Stelle einen besonderen Dank an die "Marinekameradschaft Daun", bei der wir uns immer gut und willkommen aufgenommen gefühlt haben, Nicht zuletzt auch an die vielen Unterstützer und Funkamateure, die in all den Jahren die Fahne von DLØDAU hoch gehalten haben, hier stellvertretend für alle: Volker Schnitzius - DL1WH

Im Jahre 2002 kam jedoch das jähe Aus, das Schiff war nicht mehr zu unterhalten! Umfangreiche Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten hätten den finanziellen Rahmen der Betreiber gesprengt, so dass eine Rückgabe an den Bund unumgänglich war. Die bundeseigene Verwertungsgesellschaft "VEBEG" versteigerte nun das Schiff - den Zuschlag erhielt ein niederländischer Eigner. Dieser stellte sich wohl viele Dinge "einfach vor", musste aber feststellen, dass sowohl das Schiff, als auch die Mosel, ihren "eigenen Charakter" haben. Somit erklärt sich dann auch die Verzögerung des "Abtransports" und der desolate Zustand des Schiffes in den letzten Tagen im Schutzhafen von Senheim. Quasi unbemerkt verschwand sie dann im Herbstnebel der Mosel mit unbekanntem Ziel.

Das Schiff blieb trotz ständiger Suche unserer niederländischen und belgischen Funkfreunde der Marinevereinigungen über die Jahre hinweg verschollen, bis im Herbst 2006 die Rudolf Diesel zufällig bei einer Überführungsfahrt auf der niederländischen Maas entdeckt und fotografiert wurde. Nachfragen ergaben, dass der ursprüngliche Eigner das Schiff nach Belgien weiterverkauft hatte. Dort sollte es zu einem "schwimmenden Bordell" umgebaut werden. Die lokalen Behörden hatten jedoch etwas dagegen, und so wurde es wieder in die Niederlande verkauft. Hier soll es zukünftig nach einem erneuten Umbau in der Nähe von Maastrich als Restaurantschiff seine Irrfahrt vorläufig beenden. Ganz in unserem Sinne, denn unser Herz und unsere Erinnerungen werden noch lange an der alten MS Rudolf Diesel - DLØDAU" - hängen bleiben.

 
nach oben